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Forschungsinstrumente (Downloads)

Das Strukturierte Interview zur Persönlichkeitsorganisation (STIPO)

Das Konzept der Persönlichkeitsstruktur ist in der psychodynamischen Theorie und Praxis von zentraler Bedeutung. Einfach ausgedrückt steht es für Grundfähigkeiten einer Person hinsichtlich ihrer Wahrnehmung des Selbst und der anderen, der Selbstregulation und der Beziehungsgestaltung. So genannte „strukturelle Störungen“ treten bei schweren Persönlichkeitsstörungen, aber auch bei anderen psychischen Erkrankungen (z.B. Suchterkrankungen, Perversionen oder schweren Angst- und Zwangserkrankungen) auf.

Otto F. Kernberg entwickelte das Konzept der Persönlichkeitsorganisation (dies entspricht dem der Persönlichkeitsstruktur), das für seine Ansätze zur Diagnostik und Behandlung von Patient:innen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung zentral ist. Diese Patient:innen zeigen spezifische Defizite im Bereich ihrer Persönlichkeitsorganisation (Identitätsdiffusion, primitive Abwehrmechanismen, primitive Aggression und Überich-Pathologie bei erhaltener Realitätskontrolle), die Kernberg seit den frühen 1980er Jahren mit seinem Strukturellen Interview diagnostiziert.

Für wissenschaftliche Zwecke wurde von der Arbeitsgruppe um Kernberg ein strukturiertes Interview entwickelt, das eine reliable Einschätzung der Persönlichkeitsorganisation, d.h. des Ausmaßes struktureller Defizite, ermöglicht. Die englische Version des Strukturierten Interviews zur Persönlichkeitsorganisation (STIPO) wurde erstmals 2003 von Clarkin et al. vorgelegt und inzwischen mehrfach überarbeitet. Die aktuelle Version kann im Internet unter http://www.barrysternphd.com/pdf/structured-interview-of-personality-organization.pdf herunter geladen werden.

Von Stephan Doering wurde 2004 eine deutsche Übersetzung des STIPO angefertigt, die derzeit in mehreren wissenschaftlichen Studien angewandt und validiert wird. Das STIPO-D (für deutsche Version) kann hier frei heruntergeladen werden. Für den wissenschaftlichen Gebrauch ist ein STIPO-Training mit Reliabilitätsüberprüfung die Voraussetzung. Diese Trainings werden derzeit von Stephan Doering (Wien) und Susanne Hörz (München) angeboten. Sollten Sie Interesse an einem Trainingskurs haben, wenden Sie sich bitte an S. Doering (stephan.doering@meduniwien.ac.at) oder S. Hörz (s.hoerz@psychologische-hochschule.de).


Publikationen zum STIPO:

Buchheim P, Clarkin JF, Kernberg OF, Doering S (2006): Das Strukturelle und das Strukturierte Interview zur psychodynamischen Diagnostik der  Persönlichkeitsorganisation. Persönlichkeitsstörungen 10:43-54.

Caligor E, Stern B, Buchheim A, Doering S, Clarkin J (2004): Strukturiertes Interview zur Erfassung von Persönlichkeitsorganisation (STIPO) – wie verhalten sich Objektbeziehungstheorie und Bindungstheorie zueinander? Persönlichkeitsstörungen 8:209-216.

Doering S, Hörz S, Rentrop M, Fischer-Kern, Schuster P, Benecke C, Buchheim A, Martius P, Buchheim P (2010): Transference-focused psychotherapy v. treatment by experienced community psychotherapists for borderline personality disorder: randomized controlled trial. British Journal of Psychiatry 196(5):389-395.

Fischer-Kern M, Schuster P, Kapusta ND, Tmej A, Buchheim A, Rentrop M, Buchheim P, Hörz S, Doering S, Taubner S, Fonagy P (2010): The Relationship between personality organization, reflective functioning, and psychiatric classification in borderline personality disorder. Psychoanalytic Psychology 27(4):325-409.

Hörz S (2007): A Prototype of Borderline Personality Organization. Assessed by the Structured Interview of Personality Organization (STIPO). Hamburg: Verlag Dr. Kovač.

Hörz S, Rentrop M, Fischer-Kern M, Schuster P, Kapusta N, Buchheim P, Doering S (2010): Strukturniveau und klinischer Schweregrad der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Zeitschrift für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 56(2): 136-149.

Stern BL, Caligor E, Clarkin JF, Critchfield KL, Hörz S, Maccornack V, Lenzenweger MF, Kernberg OF. Structured Interview of Personality Organization (STIPO): Preliminary Psychometrics in a Clinical Sample. Journal of Personality Assessment 2010; 92(1): 35-44.

Der Fragebogen zur Erfassung von DSM-IV Persönlichkeitsstörungen (ADP-IV)

Die Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen stellt komplexe Anforderungen an den Untersucher und ist oft erst nach mehreren Gesprächen sicher möglich. Die standardisierten Interviewsysteme SKID-II bzw. IPDE stellen valide testdiagnostische Ergänzungen zur klinischen Diagnostik dar, sind aber zeitaufwändig und müssen in Trainingsseminaren erlernt werden. Daher bieten sich Fragebögen zu Screeningzwecken an. Zu diesem Zweck wurde von den belgischen Autoren Chris Schotte und Dirk De Doncker ein Fragebogen mit dem Titel Assessment of DSM-IV Personality Disorders (ADP-IV) entwickelt, der anhand von 94 Items eine Selbsteinschätzung von Persönlichkeitsstörungen ermöglicht. Die Auswertung liefert zum einen kategoriale Diagnosen, gestattet aber auch eine dimensionale Diagnostik und die Erstellung eines Profils der Persönlichkeitspathologie.

Dieser Fragebogen wurde von Doering et al. ins Deutsche übersetzt und validiert und soll interessierten Klinikern und Wissenschaftlern zur Verfügung gestellt werden. Sie können sowohl den Fragebogen als auch die Auswertungsbögen mit -anleitung hier kostenfrei herunterladen. Darüber hinaus finden Sie auf dieser Website pdf-files von Artikeln zur Validierung der holländischen Originalversion und der deutschen Übersetzung sowie zur Anwendung des ADP-IV. Die Originalpublikationen zur Validierung der deutschsprachigen Version finden sich in der Zeitschrift für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Heft 02/2007 und 03/2008.
 

Publikationen:

  • Doering S, Renn D, Höfer S, Smrekar U, Janecke N, Schatz DS, Schotte C, de Doncker D, Schüßler G (2007): Validierung der deutschen Version des Fragebogens zur Erfassung von DSM-IV Persönlichkeitsstörungen (ADP-IV). Zeitschrift für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 53(2):111-128.
  • Leibing E, Jamrozinski K, Vormfelde SV, Stahl J, Doering S (2008): Dimensions of Personality - Relationship between DSM-IV Personality Disorder Symptoms, the Five-Factor Model, and the Biosocial Model of Personality. Journal of Personality Disorders 22(1):101-108.
  • Renn D, Höfer S, Schüßler G, Rumpold G, Smrekar U, Janecke N, Doering S (2008): Dimensionale Diagnostik mit dem Fragebogen zur Erfassung von DSM-IV Persönlichkeitsstörungen (ADP-IV). Zeitschrift für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 54(3):214-226.
  • Schotte CK, de Doncker D, Vankerckhoven C, Vertommen H, Cosyns P: Self-report assessment of the DSM-IV personality disorders. Measurement of trait and distress characteristics: the ADP-IV. Psychological Medicine 1998; 28(5): 1179-1188.
  • Schotte CK, de Doncker D, Dmitruk D, van Mulders I, D´Haenen H, Cosyns P: The ADP-IV questionnaire: differential validity and concordance with the semi-structured interview. Journal of Personality Disorders 2004; 18(4): 405-419.
  • Schotte CK: Assessment of borderline personality disorder: considering a diagnostic strategy. Acta Neuropsychiatrica 2002; 14: 55-59.
  • Schotte CK: New instruments for diagnosing personality disorders. Current Opinion in Psychiatry 2000; 13: 605-609.
  • Tenney NH Schotte CK, Denys DA, van Megen HJ, Westenberg HG: Assessment of DSM-IV personality disorders in obsessive-compulsive disorder: comparison of clinical diagnosis, self-report questionnaire, and semi-structured interview. Journal of Personality Disorders 2003; 17(6): 550-561.